Fachausschuss Gamswild

Gamsblindheit

Die Gamsblindheit (auch: Infektiöse Keratokonjunktivitis – IKK) ist eine hochansteckende Augenerkrankung, verursacht durch das Bakterium Mykoplasma conjunctivae. Es kommt zu einer Entzündung der Binde – und Hornhaut des Auges. Betroffen sind vor allem Gämsen, aber auch Steinwild. Je nach Verlauf führt sie zu einer vorübergehenden oder im schlimmsten Fall dauerhaften Erblindung durch Zerstörung des Auges. Die Erkrankung ist damit für die Tiere lebensbedrohlich.

Übertragen werden die Bakterien sowohl über direkten als auch indirekten Kontakt (zB Fliegen). Schafe, aber auch Ziegen können den Erreger ebenfalls tragen, wobei Schafe meist symptomlose Träger sind. Eine wechselseitige Infektion ist daher beim Zusammentreffen von Schafen mit Gams– sowie Steinwild möglich. Ein selbstständiges Ausheilen der Gamsblindheit ist möglich, erfordert jedoch unbedingt ausreichend Ruhe.

Eine Übertragung und folgende Infektion des Menschen nach Kontakt mit erkrankten Tieren ist möglich. Entsprechende Hygienemaßnahmen sind daher dringend empfohlen, wie die Verwendung von Handschuhen bzw. gründliches Händewaschen und Desinfizieren nach einem Kontakt.

Vier Stadien der Erkrankung

Typische kreisende Fortbewegung. Die Tiere verlieren durch die Erblindung ihre Orientierung.
  1. Stadium: Die Tiere zeigen vermehrten Tränenfluss, Lichtscheue und eine Rötung der Bindehäute.
  2. Stadium: Eine deutliche Entzündung der Bindehaut und erste Trübungen der Hornhaut werden sichtbar. Das Tier zeigt bereits leicht unsicheres Verhalten.
  3. Stadium: Starker Tränenfluss, gelbe Herde auf der Hornhaut und fortschreitende Trübung kennzeichnen eine ernsthafte Schädigung des Auges.
  4. Stadium: Hornhautgeschwüre bis hin zum Austritt des Kammerwassers führen zur vollständigen Erblindung.

Aktuelle Situation

Krankheitszüge der Gamsblindheit treten in etwa alle zehn Jahre in den Gamspopulationen auf, aufgrund des Klimawandels zeichnen sich jedoch kürzer werdenden Intervalle ab. In Vorarlberg kam es zuletzt im Jagdjahr 2017/18 zu einem seuchenartigen Auftreten. Alleine bei der Veterinärbehörde in Bludenz wurden damals um die 100 Hegeabschüsse von Gamswild vorgelegt.

Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder einzelne Fälle auftraten kam es aktuell (November 2024) zu mehreren Fällen in den Gamswildräumen „Gamsfreiheit-Spullers“ und „Zitterklapfen“.

Maßnahmen und Meldepflicht

Da eine Behandlung der Wildtiere nicht möglich ist, ist absolute Ruhe für die Tiere erforderlich, um die Chance einer selbstständigen Ausheilung zu erhöhen, jegliche Störungen sind zu vermeiden.

Ein Hegeabschuss ist erst dann gerechtfertigt, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist (Stadium 3 und 4). 

Ein bloßes Verdachtsmoment reicht nicht aus, da sich infizierte Tiere in frühen Stadien bei nachlassendem Infektionsdruck erholen können. 

Eine Meldung an den Hegeobmann sowie die Jagdnutzungsberechtigten der Nachbargebiete ist über das Jagdgesetz vorgegeben! Erlegte Tiere sind der Behörde (idR dem Amtstierarzt) vorzulegen.

Verzicht auf Gamswildjagd

Liebe Jägerinnen und Jäger,

geschätze Kollegeninnen und Kollegen,

 

Aufgrund der für Dezember recht ungewöhnlich hohen Schneemengen spricht der Gamswildausschuss die Empfehlung aus, das Gamswild aus tierschutz- und jagdethischen Gründen in jenen Gebieten, in denen keine forstlichen Schäden zu erwarten sind, ab sofort nicht mehr zu bejagen.

Gamswild kommt mit derart widrigen Bedingungen einigermaßen gut zurecht, jedoch ist Ruhe das oberste Gebot. Unnötige Störungen verursachen Stress und wertvolle Reserven werden vorzeitig verbraucht.

Der Druck von Freizeitnutzern wird immer größer, umso wichtiges ist es, dass wir JägerInnen mit gutem Beispiel voran gehen und dem Wild die nötige Ruhe gewähren.

 

Besten Dank für euer Verständnis und Weidmannsheil!

 

Für den Gamswildausschuss der Vorarlberger Jägerschaft

Revierjäger Manuel Nardin

 
 

Landesweite Gamswildzählung

Eine wichtige Grundlage für eine nachhaltige jagdliche Nutzung ist die Wildstandserhebung. Kaum eine andere Wildart bietet bessere Voraussetzungen dafür als die tagaktive Gamswild.

Objektive Zahlen und Daten sind nicht nur als Grundlage für die Abschussplanung unersetzlich, sondern sind auch für die Umsetzung von notwendigen Rückzugsräumen oberster Priorität. Es muss daher im Interesse aller Vorarlberger Jägerinnen und Jäger liegen, eine hohe Qualität der Zählergebnisse sicherzustellen und die Verantwortung für diese Charakterart der heimischen Bergreviere zu übernehmen und sich für sie einzusetzen.

Nur dadurch kann auch zukünftig eine, dem FFH-Status der Alpengams entsprechende, jagdliche Nutzung sichergestellt und verantwortet werden. Natürlich wissen wir, dass mit den periodischen Zählungen nur Wildbestandstrends und keine absoluten Bestandszahlen erfasst werden. Es wird immer eine Dunkelziffer geben. Wichtig ist aber, dass die periodischen Zählungen zur Abschätzung von Trends immer mit derselben Methode durchgeführt werden. 

Informationen zum Ablauf der Zählung

  • In allen Jagdrevieren mit Gamswildvorkommen.
  • Zähltermin: Samstag, 08. Oktober 2022
  • Ausweichtermin: Samstag, 15. Oktober 2022

Die Zählung findet von 07:30 Uhr bis 10:30 Uhr statt.

  • Zuständige Jagdschutzorgane und Jagdnutzungsberechtigte.
  • Idealerweise sollten zur Zählung externe Personen hinzugezogen werden (z.B. Ausbildungsjäger, JungjägerInnen, Interessierte etc.)
  • Unterteilung in Böcke, Gaisen und Kitze (sofern möglich auch Jährlinge)
  • Besonders wichtig ist die möglichst exakte Erfassung der Kitze und der Jahrlinge. Damit kann der effektive Nachwuchs in einem Gamswildlebensraum abgeschätzt werden.
  • Werden Gamsrudel oder Gamsgruppen von mehreren Zählteams erfasst, so ist die jeweils höhere Zahl heranzuziehen und nur in einer der Zählflächen anzugeben bzw. so aufzuteilen, dass die Gesamtsumme nicht überschritten wird und ist ein Verweis auf die Doppelzählung anzuführen.
  • Bitte um rasche Übermittlung der ausgefüllten Zählformulare („Zählblatt_Gamswild_2022“) an den zuständigen Hegeobmann.
  • Anschließend erfolgt eine gesammelte Weitergabe an die Vlbg. Jägerschaft.
  • Die Ergebnisse der Haupt- und Nebenreferenzgebiete im Zuge der landesweiten Zählung bitte zusätzlich gesondert erfassen und das Ergebnis an den Gamswildraumsprecher melden.

Abschließend ergeht die Bitte an alle Revierinhaber und JägerInnen, sich mit ehrlichem Einsatz an dieser Zählung zu beteiligen. Wir wollen proaktiv die gelebte Verantwortung für diese Wildarten in der Öffentlichkeit aufzeigen und die nachhaltige Bejagung dieser Wildarten auch für die Zukunft sicherstellen. Daneben ist diese Zählung eine gute Grundlage für die laufende Evaluierung der Auswirkungen des Klimawandels sowie der Schadwildabschüsse auf die Gamsbestände im Vorarlberger Alpenraum.

Auskochen eines Hornträgers

Im Grunde genommen unterscheiden sich die Arbeitsvorgänge beim Auskochen eines Hornträgers vom Geweihträger nicht. Aber es gibt einen wichtigen Aspekt, der beim Auskochen eines Hornträgers zu beachten ist. Die Trophäe eines Geweihträgers besteht aus Knochen die mit dem Haupt ein Ganzes bilden. Der Schädel eines Hornträgers hat fest angewachsene Knochenzapfen, um die herum das eigentliche Horn wächst. Diesen Teil nennt man auch Hornscheide. Das eigentliche Horn ist also hohl und lässt sich von Knochenzapfen lösen. Das Horn besteht aus Keratin – demselben Material, aus dem auch Hufe sowie unsere Fingernägel und Haare bestehen. Den kleinen, aber entscheidenden Unterschied beim Auskochen eines Hornträgers, wie zum Beispiel an dieser Gams, möchte ich euch mit den folgenden Bildtafeln beschreiben.

markierung der krucken

Als Erstes markiere ich eine der Krucken, die Linke oder Rechte, mit einem Isolierband, damit, wenn sie nach dem Auskochen wieder aufgesetzt werden, ich sie an der richtigen Stelle wieder platzieren kann. Denn ab und zu kann es vorkommen, dass die Krucken auf beide Stirnzapfen passen.

decke abschärfen

Danach wird das Haupt mit einem Messer abgeschärft. Die Decke rund um die Krucken lasse ich noch stehen. Diese lässt sich nach dem Auskochen sowieso wunderbar lösen.

kochutensilien

Zum Auskochen brauche ich einen großen Topf mit Wasser, Spülmittel und einen Eimer Wasser.

auskochen

Zum Auskochen gebe ich einen kräftigen Spritzer Spülmittel ins Wasser. Das entfettet und ist anschließend sehr hilfreich beim Putzen der Trophäe. Ich lege das Haupt bis max. 0,5 bis 1cm unter dem Kruckenansatz ins Wasser und lasse es solange kochen, bis sich an der Stirnhaut die Knochenhaut ablöst. Das ist ein Prozess von einer halben bis dreiviertel Stunde, hängt aber auch vom Alter der Gams ab. Bei älteren Gemsen lässt sich die Knochenhaut eher schlechter lösen als bei Jüngeren.

Ideal wäre es, wenn das abgeschärfte Haupt noch gut 12 Stunden gewässert wird, sprich, man legt es ins kalte Wasser und lässt es einweichen. Danach lassen sich die letzten Weichteile noch besser entfernen. Auch die Zuhilfenahme eines Kärchers ist sehr hilfreich – aber Vorsicht – bitte behutsam mit dem Strahl umgehen.

oberkiefer abschlagen

Nach dem Auskochvorgang wird mit einer Säge das Oberkiefer abgeschlagen.

lösen der krucken

Und das ist jetzt der wichtige Unterschied beim Präparieren der beiden Trophäenträger von Cerviden und Boviden. Durch vorsichtiges Drehen und Ziehen löse ich die Krucken von den Knochenzapfen.

kürzen der Stirnzapfen

Und das ist jetzt der wichtige Unterschied beim Präparieren der beiden Trophäenträger von Cerviden und Boviden. Durch vorsichtiges Drehen und Ziehen löse ich die Krucken von den Knochenzapfen.

anbohren der Stirnzapfen

Dann bohre ich in die Mitte der beiden Stirnzapfen ein Loch um das Knochenmark zu entfernen. Werden die Knochenzapfen nicht angesägt und angebohrt, dann rächt sich das über längere Zeit mit einer sehr unangenehmen Geruchsbelästigung.

säubern

Das Haupt wir anschließend mit einem Messer sauber geputzt

bleichen des schädels

Anschließend die durchnässte Trophäe mit 30%igen Wasserstoffperoxid mehrmals einpinseln und wenn möglich zum besseren Ausbleichen noch an die Sonne stellen. Nachdem die Trophäe trocken und gebleicht ist, können die letzten organischen Reste weggekratzt und die Krucken dank der Markierung wieder auf die richtige Stelle aufgesetzt werden.

Autor: Johannes Kaufmann

Bildergalerie

Markieren der Krucken
Als Erstes markiere ich eine der Krucken, die Linke oder Rechte, mit einem Isolierband, damit, wenn sie nach dem Auskochen wieder aufgesetzt werden, ich sie an der richtigen Stelle wieder platzieren kann. Denn ab und zu kann es vorkommen, dass die Krucken auf beide Stirnzapfen passen.
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Haupt abschärfen
Danach wird das Haupt mit einem Messer abgeschärft. Die Decke rund um die Krucken lasse ich noch stehen. Diese lässt sich nach dem Auskochen sowieso wunderbar lösen.
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Kochutensilien
Zum Auskochen brauche ich einen großen Topf mit Wasser, Spülmittel und einen Eimer Wasser.
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Auskochen
Zum Auskochen gebe ich einen kräftigen Spritzer Spülmittel ins Wasser. Das entfettet und ist anschließend sehr hilfreich beim Putzen der Trophäe. Ich lege das Haupt bis max. 0,5 bis 1cm unter dem Kruckenansatz ins Wasser und lasse es solange kochen, bis sich an der Stirnhaut die Knochenhaut ablöst. Das ist ein Prozess von einer halben bis dreiviertel Stunde, hängt aber auch vom Alter der Gams ab. Bei älteren Gemsen lässt sich die Knochenhaut eher schlechter lösen als bei Jüngeren. Ideal wäre es, wenn das abgeschärfte Haupt noch gut 12 Stunden gewässert wird, sprich, man legt es ins kalte Wasser und lässt es einweichen. Danach lassen sich die letzten Weichteile noch besser entfernen. Auch die Zuhilfenahme eines Kärchers ist sehr hilfreich – aber Vorsicht – bitte behutsam mit dem Strahl umgehen.
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Oberkiefer abschlagen
Nach dem Auskochvorgang wird mit einer Säge das Oberkiefer abgeschlagen.
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Lösen der Schläuche
Der wichtige Unterschied beim Präparieren der beiden Trophäenträger von Cerviden und Boviden. Durch vorsichtiges Drehen und Ziehen löse ich die Krucken von den Knochenzapfen.
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Kürzen der Stirnzapfen
Danach schneide ich die Spitze der Stirnzapfen mit einer Säge ca. 1-2 Zentimeter ab.
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Anbohren der Stirnzapfen
Dann bohre ich in die Mitte der beiden Stirnzapfen ein Loch um das Knochenmark zu entfernen. Werden die Knochenzapfen nicht angesägt und angebohrt, dann rächt sich das über längere Zeit mit einer sehr unangenehmen Geruchsbelästigung.
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Säubern
Das Haupt wir anschließend mit einem Messer sauber geputzt
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Bleichen
Anschließend die durchnässte Trophäe mit 30%igen Wasserstoffperoxid mehrmals einpinseln und wenn möglich zum besseren Ausbleichen noch an die Sonne stellen.
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Fertigstellen
Nachdem die Trophäe trocken und gebleicht ist, können die letzten organischen Reste weggekratzt und die Krucken dank der Markierung wieder auf die richtige Stelle aufgesetzt werden.
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Studie – Die Gams in Europa

Im gemeinsamen Projekt „Die Gams in Europa“ hat die Deutsche Wildtier Stiftung, in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Rates zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) und seiner Delegationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, nun den lesenswerten Endbericht veröffentlicht.

In der vorliegenden Studie wurden die Rahmenbedingungen des Managements der Alpengams in den betroffenen EU-Mitgliedsstaaten und der Schweiz verglichen. Dazu gehören Fragen zum Lebensraum und Höhe und Struktur der Gamspopulationen, zu den Normen der Eingriffe in die Bestände durch Jagd und zu den Konsequenzen und deren Umsetzung, die die Listung des Gamswildes in den Anhang V der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) der EU mit sich zieht.

Da Bericht nimmt mehrfach auf die Situation in Vorarlberg Bezug und bietet die Möglichkeit sich einen umfassenden Überblick über die Anforderungen der FFH-Richtlinie zu verschaffen – eine klare Leseempfehlung von Seiten der Vorarlberger Jägerschaft.