Am 6. Juli 2024 erfolgte wieder der Aufruf zur Steinwildzählung in den Kolonien des Landes. So sind frühmorgens die Jagdschutzorgane mit ihren Helfern aufgestiegen, um durch die Zählung, die Grundlage für den Abschussplan zu schaffen.
Diese Möglichkeit, den Abschussplan zwei Monate nach Beginn des Jagdjahres zu erstellen, ist einzigartig in Österreich und hat in den vergangenen Jahren eine gesunde Altersstruktur und Geschlechtsverteilung in den Kolonien geschaffen.
Auch mit ein Grund, dass das Projekt der Wiederansiedlung des Steinwildes in Vorarlberg ein großer Erfolg der Vorarlberger Jägerschaft geworden ist – ein Anlass auch wieder einmal die Erfolgsgeschichte und die Beteiligten in Erinnerung zu rufen.
Grundlage dafür bildet die Arbeit der akademischen Jagdwirtin Caroline Egger-Batliner vom Jänner 2011.
Geschichtlicher Ablauf
1954
Absicht, Steinwild aus dem Kanton Graubünden ins Land zu bringen – Probleme durch eine Verordnung von Akklimatisierungsgehegen aus Wien
1955 – 1957
Hofrat Dr Julius Länge (Bezirkshauptmann Bludenz) führt Gespräche mit dem schweizerischen Bundesrat Dr. Philipp Etter, über den Wunsch zur Wiedereinbürgerung von Steinwild in Vorarlberg
–> Bundesrat Dr. Philipp Etter stellt eine Geschenkaktion an das Land in Aussicht
Das Land kam als Schenkungsnehmer nicht in Frage (kein eigenes Eigenjagdgebiet) und so trat der Vorarlberg Landesjagdschutzverein (Vorläufer der Vorarlberger Jägerschaft) an die Stelle des Landes. Hervorzuheben ist die Zusage vom damaligen LH Ulrich Ilg, alle dazu notwendigen Beschlüsse im Land zu fassen.
So wurde vereinbart, dass drei Böcke und drei Geißen an einer geeigneten Örtlichkeit ausgesetzt werden. Die damals beträchtlichen Kosten von 80.000,– Schilling konnten durch eigen Budgetmittel und namhaften Beträgen von zwei Pächtern der Illwerke AG und zwei Schweizer Mitgliedern des Jagdschutzvereines aufgetrieben werden.
Ein Name darf dabei nicht unerwähnt bleiben: Hannes Kaufmann. Er hat vor allem am Anfang großartige Koordinierungsarbeiten geleistet.
Geeignete Gebiete für eine Kolonienbildung: Gargellen, Lechquellengebirge und Verwall – Gargellen wurde als das am Besten geeignete ausgewählt.
1958 – 2004
Insgesamt wurden 86 Stück Steinwild (44 Steinböcke und 42 Steingeißen) ausgewildert.
Gebiete:
Gargellen, Brand/Brüggele, Lech/Wiesle, Kl. Walsertal, Klostertal Gavar/Radona, Gr. Walsertal Sonntag/Raggal Laguz, Vandans Rellstal, Silbertal. Lech Zugertal, Mellental
2005 –
Mehrere Steinwildprojekte, die das Wissen über diese faszinierende Wildart verdichteten:
Sie bilden als wissenschaftliches Monitoring die Grundlage für weitere Entscheidungen des Steinwildausschusses , der 1999 als Bewirtschaftungsausschuss unter dem damaligen Vorsitz Armin Platter gegründet wurde. Seit 2004 ist Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg der Obmann dieses Gremiums.
Dank den Zählungen im Frühjahr, dem großen Engagement des Steinwildausschusses (ab 1999), der Koloniensprecher, den JSO und deren Helfer haben sich die 10 Vorarlberger Kolonien gut entwickelt. Nachdem im 19. Jahrhundert nur ca. 200 Stück im Gebiet des heutigen Gran Paradiso Nationalpark überlebt haben, macht die genetische Entwicklung Sorgen. Daher wurde im Tirol in einer Studie die genetische Diversität, der Inzuchtgrad und die Verwandtschaftsbeziehungen untersucht. Die Vbg. Jägerschaft hatte dazu die Studienleiterin zu einem sehr interessanten Onlinevortrag eingeladen, der unter folgendem Link noch abgehört werden kann: Onlinevortrag
Heute
Dank des großen Einsatzes der Vorarlberger Jägerschaft, am Beginn vor allem der Bezirksgruppe Bludenz haben wir heute wieder 10 stabile Kolonien in Vorarlberg:
Verwall – Silbertal, Rote Wand, Silvretta,
Rhätikon, Braunarl Hochgletscher, Arlberg Valuga/Amlajur,
Klostertal, Kanisfluh Hoher Freschen, Kleinwalsertal Rappenalptal Hochalpe und Brand Nenzing.
Allen Beteiligten gebührt hier ein großer Dank und ein ehrendes Gedenken. Unsere Aufgabe ist es ihre Arbeit weiter zu führen – den Alpensteinbock als Teil unserer wunderschönen Vorarlberger Landschaft zu erhalten und zu hegen.