ROTWILD – MONITORING 2022

Ergebnisse des Tbc-Monitorings 2022

Autor: Dr. Norbert Greber

Im Jagdjahr 2022/2023 wurde erstmals seit Beginn der Bekämpfungsphase im Jahr 2014 das Bekämpfungsgebiet angepasst (siehe beiliegende Abbildung 1). Dabei wurde der Verlagerung des Schwerpunktes der Fälle in Richtung Süden Rechnung getragen. Das neue Kerngebiet wird somit ausschließlich aus Jagdrevieren gebildet, die in der Hegegemeinschaft 2.1, Bartholomäberg/Silbertal, liegen. Das nördlich daran angrenzende Randgebiet wird von den Jagdrevieren des Klostertals gebildet bis zur Alfenz im Norden. Die Sonnseite des Klostertals sowie die HG 2.3 Lech bilden das Beobachtungsgebiet nördlich der Alfenz. Südlich wird das Randgebiet von den Jagdgebieten des hinteren Montafons gebildet, die nördlich der Ill, aber südlich des Silbertals gelegen sind. Das Beobachtungsgebiet im Süden schließlich wird von den Jagdgebieten gebildet, die südlich an die Ill angrenzen.

Da somit das Bekämpfungsgebiet insgesamt ausgedehnt worden ist, weil Gebiete im Süden dazu gekommen sind, während nördlich lediglich eine Abstufung in Richtung Randgebiet bzw. Beobachtungsgebiet vorgenommen worden ist, wurde die Stichprobe im restlichen Landesgebiet zurückgenommen und betrug für das Jagdjahr 2022/2023 noch 267 Stück.

 

Da im Bekämpfungsgebiet auch im Februar und März noch Proben entnommen worden sind, sind zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichtes noch nicht alle Befunde fertig. Der Bericht ist somit ein vorläufiger Bericht und kein Endbericht.

 

Landesweites Monitoring

Landesweit wurden außerhalb des Bekämpfungsgebietes 281 Proben untersucht und damit das Soll von 267 Proben übertroffen. Dabei war die Probenerfüllung in den einzelnen Rotwildräumen durchaus unterschiedlich: während das Soll im Rotwildraum 1 um 12 Proben verfehlt worden ist, wurde es im Rotwildraum 3 um 12 Proben übertroffen und im Rotwildraum 4 gar um 14 Proben übererfüllt, sodass gesamt 14 Proben mehr abgegeben worden sind.

Die vorgegebene Probenzahl wurde bei älteren männlichen Stücken (Hirsche der Klassen I und II) mit 44 Stück bei einem Soll von 29 deutlich übertroffen, bei jüngeren Hirschen (Klasse III und Spießer) mit 71 Stück exakt eingehalten. Kahlwild wurde gegenüber dem Stichprobenplan mit 164 Stück bei einem Soll von 167 Stück knapp untererfüllt. Zusätzlich wurden 2 Kälber als Verdachtsproben eingesandt. Die Einhaltung der vorgegebene Alters- und Geschlechtsklassenverteilung ist zusammenfassend gut eingehalten worden.

Im landesweiten Monitoring gab es diesmal 1 positiven Befund. Wie schon in den letzten Jahren betraf dieser wieder die HG 1.5b, Bezau-Schönebach. In dieser Hegegemeinschaft sind somit nunmehr 10 der letzten 11 positiven Proben des Bezirkes Bregenz zu verzeichnen. Andererseits lässt sich trotz der sehr hohen Probenfrequenz in dieser Hegegemeinschaft kein relevanter Anstieg an positiven Befunden erkennen.

Ergebnis der Untersuchungen im Bekämpfungsgebiet

Aufgrund der in den letzten Jahren erkennbaren Verlagerung des Schwerpunktes der Fälle um einige Kilometer Richtung Süden ist, wie bereits einleitend berichtet, die Einteilung des Kern-, Rand- und Beobachtungsgebietes neu festgelegt worden.

Von den heuer festgestellten 36 positiven Fällen im Bekämpfungsgebiet liegen 30 und damit 83,3% im Kerngebiet. Zwei weitere positive Fälle liegen im Randgebiet der HG 2.1 Bartholomäberg/Silbertal, sodass die Gesamtprävalenz in dieser HG bei 13,5% liegt.

Zwei Fälle liegen im Klostertal, was dort eine Prävalenz von 3,8% bedeutet und zwei weitere Fälle im Randgebiet im hinteren Montafon, wo sich eine Prävalenz von 1,6% ergibt (siehe Abbildung 1).

Innerhalb der HG 2.1 Bartholomäberg/Silbertal zeigt sich eine Massierung der Fälle im hinteren Silbertal, was zu einer dort messbaren lokalen Prävalenz von über 20% führt! Da in diesem Bereich auch die Abschussplanerfüllung zum Zeitpunkt Mitte Jänner unter 70% lag, wurde von der lokalen Jagdbehörde ein Abschussauftrag von weiteren 50 Stück bis Ende März verfügt. Zum Zeitpunkt der Berichtserstellung sind davon 30 Stück erlegt worden. Von diesen 30 Stück wiederum sind 15 mehrjährige Stück dabei und bei diesen wiederum 4 Verdachtsfälle, wovon 3 zum Zeitpunkt der Berichtserstellung einen positiven PCR-Befund aufweisen und 1 Stück einen PCR-fraglichen Befund. Dieses Zwischenergebnis zeigt, dass es richtig war, sich in diesem Bereich nicht mit einer so niedrigen Abschussplanerfüllung zufrieden zu geben und im Interesse der TBC-Bekämpfung und der Reduzierung des vorhandenen Wildbestandes weitere Abschüsse einzufordern!

Schlussfolgerungen

Die hohe Prävalenz in der HG 2.1 Bartholomäberg/Silbertal, und hier speziell im Bereich des hinteren Silbertals, lässt kein Verschnaufen bei den Bemühungen um eine TBC-Bekämpfung zu. Erfreulich ist zu werten, dass die wenigen Fälle außerhalb der Kernzone alle bis auf einen in einem sehr engen geografischen Bezug zur Kernzone stehen, was auf einen Ursprung in derselben schließen läßt. Die Bemühungen um eine scharfe Bejagung in der Rand- und Beobachtungszone zeigen also Wirkung und die Fälle konzentrieren sich auf das Kerngebiet.

Jetzt ist somit der ideale Zeitpunkt gekommen, mit einer deutlichen Absenkung des Wildbestandes im Kerngebiet auch die TBC-Neuinfektionsrate abzusenken und so die TBC wirksam und nachhaltig zu bekämpfen!

Mit einiger Sorge ist zu sehen, dass jenseits der Grenze im Tirol ein starker Anstieg der Fallzahlen zu beobachten ist. Es wird somit notwendig sein, sich mit der Jagd- und Veterinärbehörde jenseits des Arlbergs zu vernetzen und gemeinsam dieses Problem zu bearbeiten.

Die beiliegende Abbildung 2 zeigt den Zusammenhang zwischen Abschusserfüllung und Prävalenzentwicklung im Vergleich der beiden Hegegemeinschaften HG 2.1 Bartholomäberg/Silbertal und 2.2 Klostertal. Dort, wo die Abschusserfüllung gegeben ist, sinkt auch mittelfristig die Prävalenz, dort wo die Abschüsse nicht erfüllt werden, steigt sie meßbar an! Gerade jetzt, wo sich die TBC-Fälle sehr stark in einem umschriebenen Bereich konzentrieren, muss versucht werden, den Sack zuzumachen und den verseuchten Bestand aufzureiben!

 

Untersuchungen im Viehbestand

Die Untersuchungen im Viehbestand fanden auch heuer wieder, wie schon in den vergangenen Jahren, risikobasiert in den Sonderuntersuchungs- und Sonderüberwachungsgebieten des Landes statt. Dabei sind 9015 Stück Vieh in 887 Beständen untersucht worden. Aufgrund von den dabei aufgetretenen Verdachtsfällen mussten 2 Tiere diagnostisch getötet werden. Allerdings verliefen die anschließenden Untersuchungen der Organe mit negativem Ergebnis, sodass in beiden Fällen die Bestandssperre sogleich wieder aufgehoben werden konnte. Der einzige positive Fall in dieser Untersuchungsperiode wurde im Zuge einer Schlachtung festgestellt und betrifft einen Betrieb im Walgau. Sämtliche Untersuchungen von Kontakttieren im Bestand und der Kontakttiere auf einer Walser Alpe verliefen negativ. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Kuh den Erreger vor Jahren als Rind aufgenommen hat im Zuge einer Alpung im Klostertal.

 

Dank für die Mitarbeit

Abschließend soll wieder allen Jägern und Jagdaufsehern, die Proben für das Monitoring bereitgestellt haben und insbesondere den Jägern und Jagdaufsehern im Bekämpfungsgebiet für ihre Mitarbeit und Unterstützung gedankt werden. Ebenso bedanke ich mich bei den Amtstierärzten und Sekretariaten in den Bezirkshauptmannschaften für ihren Beitrag bei der Bearbeitung und Einsendung der Proben.

Fragen? Kontaktieren Sie uns!