Das Thema Waffenpflege scheint die Waffenbesitzer zu trennen – von „Ich putze meine Waffe nicht sondern schieße damit“ bis zu akribischer Reinigung und Konservierung nach jedem einzelnen Einsatz reicht die Spannweite. Hier ein Tipp zur Waffenpflege und zwar gleichgültig, ob die Waffe im Revier, auf dem Schießstand, bei Wettkämpfen oder beruflich bedingt eingesetzt wird. Eine Waffe muss immer zuverlässig, sicher und einsatzbereit sein. Und der optische Eindruck spielt nicht nur bei Sammlern eine Rolle.
Warum Waffenpflege wichtig ist
Bei jedem Schuss verbleiben Pulver- und Verbrennungsrückstände, Metallabriebe (Blei, Kupfer, Zink, Tombak, Molybdän, etc.) der Projektile oder auch Kunststoffreste im Lauf, welche die Präzision der Waffe zunehmend verschlechtern. Der dadurch erhöhte Widerstand im Lauf wirkt sich auf die Geschwindigkeit, den Drall und die Ballistik aus.
Die Intensität und Häufigkeit der Reinigung hängen dabei stark vom Anwendungsbereich ab. Bei einer Kurzwaffe, die nur für kurze Distanzen eingesetzt wird wie z.B. meist bei behördlichen Waffeneinsätzen und auch auf der Jagd, spielt eine Abweichung von einem Millimeter bei der Präzision keine Rolle. Bei langen Distanzen hingegen wie z.B. bei Sportschützen, Benchrest oder Long-Range-Schützen kann es den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg bedeuten und zu Abweichungen von mehreren Zentimetern, in Extremfällen bis zu einem halben Meter führen.
Welche Probleme können durch Rückstände im Lauf auftreten?
Durch die Rückstände im Lauf kann es bei Waffen zu folgenden Problemen kommen:
Durch verschmutzte Züge, Felder und Polygonläufe erhält das Projektil im schlechtesten Fall keinen oder nur einen geringen Drall, wodurch die Flugbahn negativ beeinflusst wird oder das Projektil sogar zu taumeln beginnt.
Rückstände beeinflussen aber nicht nur das Projektil, sondern auch die Mechanik der Waffe. So kann es zu verzögerten Schussabgaben bis hin zu Fehlfunktionen, blockiertem Verschluss und Schlagbolzen oder hakendem Magazin kommen.
Eine weitere Problematik der Geschoss- und Verbrennungsrückstände ist, dass bei hoher Luftfeuchtigkeit oder unsachgemäßer Lagerung aufgrund der Temperaturschwankungen Kondenswasser binden und sich dadurch Lochfraß-Korrosion bilden kann. Nach der Jagd fehlt oft die Motivation zur sofortigen Waffenreinigung. Speziell im Herbst und Winter kann es zu Kondensatbildung kommen und zumindest nach der Jagd sollte der Lauf, zum Beispiel mit einer Schlange (Snake) durchgezogen werden, um Feuchtigkeit, die sich im Lauf bilden kann, zu vermeiden. Achte immer darauf, dass die Waffe dann mit der Mündung nach unten gelagert wird. Nur die „schrankfertig“ gepflegte Waffe sollte mit der Mündung nach oben im Waffenschrank stehen.
Zubehör
Der Putzstock ist das wichtigste Werkzeug bei der Waffenpflege. Sehr gut eignen sich Carbon-Putzstöcke, deren Qualität und Langlebigkeit überzeugend ist. Alternativ dazu kunststoffummantelte Putzstöcke. Der Griff des Putzstocks muss mit Ausnahme von Flintenputzstöcken kugelgelagert sein, damit sich die Bürstenaufsätze bei gezogenen Läufen mitdrehen können und so auch die Felder von Rückständen befreit werden. Ein „Drüberschieben“ mit starren Putzstöcken kann die Kanten der Züge beschädigen. Was sehr wichtig ist, den Putzstock immer von der Verschlussseite einschieben, damit diverse Schmutzteile und das Öl im Verschlussraum nicht verharzen und dadurch die Funktion der Waffe beeinträchtigen.
Bürsten vor allem Drahtbürsten dienen in erste Linie zur Beseitigung von grobem Schmutz und Geschoßrückständen in den Kanten des Laufprofils, wo mit Wergen oder Patches nichts zu erreichen ist.
Die Reinigungs-Bürsten müssen exakt auf das Kaliber abgestimmt sein. Bei zu großen Bürsten biegen sich die Borsten nach hinten und geben den Druck nicht ideal an die Laufinnenwand ab. In solchen Fällen gleiten die Borsten über den Schmutz hinweg, verbiegen sich und haben keine Reinigungswirkung mehr. Je dichter der Borstensatz ist, umso besser können Rückstände entfernt werden. Auch die Bürsten müssen regelmäßig gereinigt werden.
Zu den weiteren Reinigungshilfen gehören Reinigungsfilze, Waffenwerg Sucol für Kugelläufe und Sucolin für Schrotläufe, Patches, Reinigungsschnüre und Wollwischer. Für Büchsenläufe eignet sich das feine Seidenwerg Sucolin (Viskose) und für Schrotläufe das grobe, langfaserige Hanfwerg. Dank der langen Fasern lässt sich das Werg mühelos auf die Spiralspitze des Putzstockes aufwickeln und jedem Kaliber anpassen. Je nach Verschmutzungsgrad wird das Werg mehrmals erneuert.
Zum Schluss trocken durchziehen und der Lauf glänzt wieder wie neu. Natürlich können Sucol und Sucolin auch zum Polieren von Außenflächen verwendet werden.
Chemische Reinigung
Eine chemische Reinigung sollte unbedingt nach 30 bis 40 Schuss gemacht werden oder einmal pro Jahr, speziell für bleifreie Munition auf Grund des erhöhten Abriebes der Geschosse.
Als erstes wird ein Löser von Carbon und Kupferrückstanden verwendet, danach ein Kupfer-Tombak Löser. Je nach Verunreinigung die Lösungsmittel einwirken lassen und zur Nachpflege ein Universal Waffenöl verwenden.
Durch die chemische Reinigung kann sich die Treffpunktlage verändern und darum sollte nach jeder Reinigung 3 Kontrollschüsse abgegeben werden um die Treffpunktlage zu kontrollieren.
Pfelge von Metallteilen und Holzschaft
Mit Universalöl alle Metallteile an der Waffe einölen. Den Lauf mit leichtem Ölfilm einölen und ist unbedingt vor jeder Schussabgabe zu entfernen, denn das kann zu einem Hochschuss führen. Bewegliche Teile wie zum Beispiel der Verschluss sollten grundsätzlich von Pulverrückständen entfernt werden und mit einem dünnen Film von Keramik Hochleistungsbeschichtung eingelassen werden.
Mit einem Schaftöl wird der Holzschaft eingelassen und danach poliert. Vor allem wenn er nass wurde oder er wirkt stumpf.