Eine Online-Jahreshauptversammlung ist ein absolutes Novum in der Geschichte der Vorarlberger Jägerschaft, welche von einem Großteil der Mitglieder, teils mangelnder technischer Voraussetzung, leider nur spärlich angenommen wurde. Trotz der geringen Teilnehmerzahl konnte die Jahreshauptversammlung ordnungsgemäß durchgeführt werden. Das Ziel ist aber, dass ein gesellschaftliches Zusammenkommen im Herbst bei einem außerordentlichen Kameradschaftsabend wieder möglich sein wird.
Im vergangen Vereinsjahr mussten leider fast alle Veranstaltungen Corona bedingt abgesagt werden. Außer der verpflichtenden Trophäenschau / Hegeschau, die am 15. April 2021 in Kennelbach abgehalten wurde und die Abwurfstangenschau in Schönebach, die damit eine Weiterführung des wichtigen Hirschbüchleins für die Zukunft gewährleistet. Beide Veranstaltungen wurden nach den Corona Vorlagen und den gesetzlichen Bestimmungen hervorragend organisiert und besonders erwähnenswert ist auch die gute Disziplin bei allen Beteiligten.
BJM Hans Metzler zeigte sich am Beginn der JHV sehr erfreut über der mit großer Mehrheit gewonnenen Wahl von Dr. Christoph Breier als neuen Landesjägermeister. Er lobte seine jagdlichen und fachlichen Qualitäten und zeichnete ihn als gestandenen Jäger aus.
Bericht des bezirksjägermeisters
Anschließend folgten einige Berichte aus dem letzten Vereinsjahr 2020/2021 aus den verschiedenen Jagdregionen, wo es unter anderem auch einzelne Problematiken, die sich mit Grundbesitzern, Waldverein und dem Volksanwalt ergaben.
Im Frühjahr letzten Jahres fanden wie üblich die diversen Abschussverhandlungen statt. Dabei wurden gleich 2 Jahre für die Mindestabschüsse festgelegt. Bei dieser Verhandlung wurden Tierschutz/Rechtsbestimmungen der Nachhaltigkeit und auch unsere Vereinsatzungteilweise missachtet bzw. mit Füßen getreten. Die Macht forstlicher Infrastruktur und ihr Lobbying, sind solche Entscheidungen bzw. Ergebnisse zu verdanken.
Besonders das Thema TBC und Reduktionsgatter, auch vom Bezirksjägermeister als „Tötungsgatter“ bezeichnet, warf wiederum hohe Wellen auf. Grundsätzlich gilt für den BJM und vermutlich der meisten Jäger, dass dort wo TBC auftritt, in hohen Präferenzen wir eine örtliche und regional andere Betrachtung einer Wildwirtschaft angehen müssen. Die ausgearbeitete Verordnung trug wieder die Handschrift der Forstleute und hier speziell des Waldvereins, der dies ja über Jahre schon in seinen Vereinsorganen schriftlich aussendet. Selbst Auswüchse wie in Kaisers erbrachten kein Umdenken. Die Vorgaben für einen verpflichteten Reduktionsgatter wäre in deren Augen auch ohne Bewilligung des örtlichen Grundbesitzers zu verordnen gewesen. Dies käme doch einer förmlichen Enteignung von meist landwirtschaftlichen Flächen bzw. Personen gleich. Des Weiteren sind die Vorgaben von höher als 5% Präferenz und über 2 Jahre nicht-Erfüllung von 10% des Mindestabschusses die Begründung für solch einen Reduktionsgatter. Gerade, weil in den letzten Jahren die Mindestabschüsse extrem erhöht wurden und weil in kleineren Regionen mit weniger Stückzahlen ihr Revier bereits wenige Stücke die obigen Prozentzahlen übertroffen hätten, wäre Tür und Tor geöffnet worden für massive und unberechtigte Bestandreduktionen über solch fragwürdigen Einrichtungen, so der Bezirksjägermeister. Zwei ehemaligen hohen ÖVP Funktionären mit bäuerlichem Hintergrund als Grundbesitzer ist es zu verdanken, dass sie sich gegen diese Entmündigung massiv gewehrt haben und es ist der Landesregierung zu verdanken, dass in der neuen Verordnung nun nur mit Zustimmung des örtlichen Grundbesitzers ein sogenanntes Keulengatter errichtet werden darf.
In der ersten Jänner Woche dieses Jahres fand in der Genossenschaft Schröcken, begründet durch Gefahr von eintretenden Wildschäden eine Drück-und Bewegungsjagd statt. Leider kam es bei dieser Jagd zu Zerwürfnissen der örtlichen Grundbesitzer und der Jagdgesellschaft, die in ein rechtliches Verfahren wegen Ehrenbeleidigung und Verhinderung von jagdlichen Aktivitäten mündete. Grundsätzlich ist für den BJM als traditionellen Jäger die Jagd im Jänner sehr unbefriedigend, aber gerade in so exponierten hohen Lagen auch auf nichtjagende Menschen, die für solche Aktionen kein Verständnis aufbringen, sehr zu hinterfragen und nicht vertretbar.
Aus dem kleinen Walsertal gibt es hingegen erfreuliches zu berichten. Die Argumente der Entgegnung für die Zulassung des Reviers Auen-Ifen als neues Lehrrevier wurde von der Bezirkshauptmannschaft gewertet und führte zu einer Ablehnung. Zur Erklärung: Dieses Revier war vor gut 2 Jahren mit den verhungerten Hirschen negativ aufgefallen.
Eine erfreuliche Entwicklung gibt es Dank unserem Landesveterinär für unser Jagdpersonal was die Ablieferung der TBC-Proben betrifft. Es wird eine Ablieferungsstelle in Egg, bei der Sammelstelle der Vorarlberger Tierkadaververwertung EGG-Melisau zu den Betriebszeiten MO, DI und SA jeweils von 9-12 Uhr und am DO zwischen 20 und 21 Uhr eingerichtet. Die Proben werden gekühlt aufbewahrt und von der Sammelstelle abgeholt. Zusätzlich werden von dem Büro in Egg gratis Nylonsäcke, Kabelbinder und Leerformulare zur Verfügung gestellt.
Ebenfalls verbessert wird die Pauschalgebühr für die TBC-Proben auf 20,- EURO. Natürlich gilt der neue Tarif für alle Proben rückwirkend auch schon für dieses Jagdjahr, also seit 1. April 2021.
zukunft des bezirksausschusses
Unter Allfälligem gab der BJM bekannt, dass es in naher Zukunft keinen Führungswechsel im Bezirksausschuss geben wird. Es war geplant, dass er, sobald es Corona ermöglicht, das Amt als BJM an Sigi Kohler als neuen BJM weitergibt. Sigi Kohler, designierte BJM, bat jedoch Hans Metzler, auf Grund beruflicher Belastung, das Amt des Bezirksjägermeister zumindest für die nächste Zeit noch weiterzuführen. Das heißt, es werden in den nächsten Monaten, wenn der Bezirksausschuss wieder persönlich zusammenkommt, über die restliche Funktionsperiode von noch gut einem Jahr erneut abgestimmt.
Im Anschluss an den Bericht des BJM folgte der Bericht des Kassiers und die Entlastung der Rechnungsprüfer.
Nach etwas mehr als einer Stunde beendete der BJM die Prämiere der ersten Online-Jahreshauptversammlung mit einem Dank an alle Beteiligten und schloss mit einem kräftigen Weidmannsheil. Zu erwähnen gibt es noch, dass dies wohl die kürzeste Jahreshauptversammlung von Hans Metzler war, in seiner langjährigen Funktion als Bezirksjägermeister.
Autor: Johannes Kaufmann